Zu den interessantesten Bienen überhaupt zählt die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor), die ihr Nest in leeren Schneckenhäusern anlegt. Die Weibchen legen Pollen, Nektar und ein Ei in ihrem „Fertighäuschen“ ab und verschließen dann den Eingang mit einer Querwand aus Pflanzenmörtel, einem 1-2 cm dicken Pfropfen aus Steinchen, Holzstückchen und Erdbröckchen und als Abschluss wieder eine Wand aus Pflanzenmörtel. Meist beherbergt ein Schneckenhaus nur eine Zelle, selten bis zu drei.
Das verschlossene Gehäuse wird nun von der Biene so gedreht, dass die Mündung flach dem Boden aufliegt, wozu sie ihr ganzes Heim unterminiert. Schließlich fliegt sie stundenlang Hunderte trockener Pflanzenteile von 2-10 cm Länge (z.B. Grashalme oder Kiefernnadeln) ein und stellt sie schräg an das Gehäuse bis ein etwa faustgroßer Haufen das Schneckenhaus völlig bedeckt. Die folgenden 2 Wochen bis zum Schlüpfen der jungen Biene wird das kleine Bauwerk noch bewacht und beim Entfernen des Tarnmaterials wieder neue Pflanzenteile nachgelegt. Übrigens schlafen die Bienen auch in Schneckenhäusern, überdauern schlechtes Wetter darin und überwintern in einem Kokon darin.
Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene zählt zu den über 500 Wildbienenarten in Deutschland, die gemeinsam mit den Honigbienen für die Bestäubung der Wild- und Kulturpflanzen sorgen. Die sehr aufwändige oberirdische Nistweise ist leider sehr störungsanfällig und verträgt sich nicht mit der intensiven „Pflege“ von Gärten und Grünanlagen und erst recht nicht mit intensiver Landwirtschaft.
Gartenbesitzer können die Chance für aufregende Beobachtungen des Nestbaus erhöhen, indem sie zumindest einen Teil des Gartens naturnah belassen, ohne ständiges Harken und Kehren.
In Bad Wildungen konnte die Biene bisher im Naturschutzgebiet Bilstein und am Rand des Schlossberges festgestellt werden. Da die Art Kalkgebiete bevorzugt, soll hier auch das Kalkmagerrasen-Verbundprojekt des NABU Bad Wildungen helfen.