Nach den ersten warmen Nächten im Frühjahr beginnen die Amphibien, allmählich aus ihrer Winterstarre zu erwachen. Mit dem ersten warmen Regen beginnt die alljährliche Amphibienwanderung, ein beeindruckendes, aber auch ein verlustreiches Naturschauspiel. Hunderttausende Frösche, Kröten und Molche wollen zu ihren Laichgewässern, um dort abzulaichen. Leider sind die meisten Wanderwege von Straßen oder ähnlichen Hindernissen durchschnitten. So kommen Abertausende Amphibien zu Tode.
Viele „naturverbundene“ Menschen versuchen, auf Straßen den liebestrunkenen Lurchen auszuweichen oder mittig über diese hinweg zu fahren, damit sie nicht unter die Räder kommen. Dieser gute Wille bringt nur in den seltensten Fällen etwas. Abgesehen davon, dass man sich selbst durch plötzliche Lenkmanöver bei nasser Fahrbahn in Gefahr bringt, kommen die Amphibien bei Geschwindigkeiten über 30 km/h trotzdem zu Tode, auch wenn man sie nicht überfährt. Durch einen Druckausgleich unter und unmittelbar am Auto platzen den Tieren innere Organe. Das Einzige, was wirklich hilft, ist ein angemessener Fahrstil mit weniger als 30 km/h.
Im Folgenden sollen die Amphibienarten, die es im Umfeld von Bad Wildungen gibt, in Kurzporträts vorgestellt werden (MAI 1989).
Der Feuersalamander ist eine Charakterart für das Mittelgebirge. Er ist nahezu im gesamten Kreisgebiet verbreitet. Unbesiedelt dürften lediglich große unbewaldete Flächen sein. Er braucht saubere Mittelgebirgsbäche, in denen die schon aus dem Ei geschlüpften Larven eingesetzt werden. Die schwarz/gelb gefleckten Feuersalamander sind individuell erkennbar, da keine Musterung der anderen gleicht. Dadurch konnte man beispielsweise eine Lebensdauer von rund 20 Jahren feststellen (STICHMANN 1996).
Die sehr auffällige Färbung ist wichtig für den Feuersalamander, da Beutegreifer, die schon mal Erfahrung mit dem starke Reizungen hervorrufenden Hautsekret gemacht haben, lernen, diese Feuersalamander nicht noch einmal zu fressen. Der Feuersalamander ist in Waldeck-Frankenberg nicht bestandsgefährdet.
Der Bergmolch ist die häufigste Molchart in Mitteleuropa und kommt flächendeckend im Kreisgebiet vor. In Bereichen mit geringerem Waldanteil ist auch die Population des Bergmolches geringer. Er stellt an seine Laichgewässer fast keine besonderen Ansprüche, selbst kleinste Gewässer werden besiedelt.
Das Bergmolchmännchen ist sehr bunt. Die Bauchseite ist orangerot bis gelb, das Gesicht, der Kamm und die Flanken sind gelblich mit schwarzen Flecken und der Schwanz und der Rücken sind bläulich gefärbt. Der Bergmolch ist nicht bestandsgefährdet in Waldeck-Frankenberg.
Der Kammmolch ist der größte, aber auch seltenste Vertreter der Molche. Er benötigt stark besonnte Flachgewässer. Diese sind nicht sehr häufig und daher gibt es lediglich mehrere kleine Einzelvorkommen, die nicht mehr als 50 Individuen umfassen. Daher ist der Kammmolch in Waldeck-Frankenberg als gefährdet anzusehen. Nur der Schutz seines Lebensraumes vor Verbuschung und Chemikalien kann langfristig den Kammmolch retten.
Zudem ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich die kleinen isolierten Populationen ausbreiten können, damit es einen genetischen Austausch zweier oder mehrere Populationen gibt. Der Kammmolch ist dunkelbraun mit einer gelben Unterseite und schwarzen Flecken. Das Männchen hat einen großen Kamm auf dem Rücken.
Der Fadenmolch kommt flächendeckend im Kreisgebiet ab einer Höhenlage von 350 m ü. NN vor (MAI 1989). Größere waldfreie Flächen sind nicht oder nur gering besiedelt. Er ist hellbraun gefärbt mit einer ungefleckten Unterseite. Er ist der Kleinste unter den Molchen. Der Fadenmolch kommt entweder an Stillgewässern im Wald oder in unmittelbarer Waldnähe vor. Er ist im Landkreis nicht gefährdet, dennoch sollten größere Vorkommen geschützt werden.
Der Teichmolch ist dem Fadenmolch sehr ähnlich. Auch er kommt flächendeckend vor, nur bis zu einer Höhenlage von 350 m ü. NN. Lediglich die Bereiche mit großen geschlossenen Wäldern sind unbesiedelt. Das Männchen hat auf seiner ebenfalls hellbraunen Grundfarbe große schwarze Flecken. Das Weibchen besitzt bandartig angeordnete dunkle Tüpfel auf der Unterseite. Der Teichmolch ist im Gegensatz zum Fadenmolch ein Molch der offenen Landschaft.
Selbst in geschlossenen Ortschaften ist er häufig derjenige, der neu angelegte Gartenteiche zuerst besiedelt. Der Teichmolch gehört auch nicht zu den bestandsgefährdeten Amphibien.
Die Geburtshelferkröte ist die kleinste heimische Kröte. Sie ist eine typische Amphibienart des Berglandes und besiedelt als Landbewohner in erster Linie Steinbrüche mit kleinen Gewässern. Schotter, Steine oder viel Geröll sind wichtig für die Tagesverstecke. Selten einmal bekommt man die Tiere zu Gesicht. Der Ruf des Männchens, vergleichbar mit einem fernen Glockengeläut, ist schwer zu orten und die Tiere sind selten zu sehen. Die Geburtshelferkröte ist gräulich gefärbt.
Wie der Name schon sagt, gibt es eine hochentwickelte Brutfürsorge. Das Männchen wickelt sich die befruchteten Eier um die Hinterbeine und trägt diese zwei bis drei Wochen umher, bis es das Wasser aufsucht, wo dann die Kaulquappen schlüpfen. Die Geburtshelferkröte ist vom Aussterben bedroht, da viele Lebensräume laut Bergbaurecht wieder aufgefüllt werden müssen. Vor allem Vorkommen von mehr als 30 Rufern sind sehr bedeutsam.
Die Gelbbauchunke ist leider im Landkreis Waldeck-Frankenberg ausgestorben (NICOLAY mündl.). Sie benötigt besonnte vegetationsarme Gewässer. So haben sich früher vor allem Abbauflächen für die Gelbbauchunke geeignet, welche entweder verfüllt oder im Rahmen der natürlichen Sukzession verbuscht sind. Maßnahmen für die Gelbbauchunke, z. B. die Anlage neuer Laichgewässer, blieben erfolglos. Zuletzt wurde sie im Umfeld des Schlosses Friedrichstein in Bad Wildungen nachgewiesen.
Die einfarbig braun gefärbte Erdkröte kommt flächendeckend im Kreisgebiet vor. Sie besiedelt Stillgewässer aller Art. Besonders häufig kommt sie in Fischteichen vor, da die Larven von den Fischen nicht gefressen werden. Andere Feinde der Erdkrötenlarven werden zudem durch die Fische dezimiert. Sie sind extrem ortstreu und kehren immer an ihr Laichgewässer zurück. Dabei können sie bis zu vier Kilometer wandern. Durch ihre weiten Wanderwege ist die Erdkröte wie keine andere Amphibienart von den Gefahren des Straßenverkehrs betroffen.
Die Erdkröte gilt nicht als bestandsgefährdet, jedoch ist es trotzdem wichtig, die Wanderwege zu sichern und neue Laichgewässer so anzulegen, dass eine Überquerung einer Straße vermieden werden kann.
Die Kreuzkröte hat nur noch ein Inselvorkommen in Waldeck-Frankenberg. Vornehmlich werden kleinste Gewässer besiedelt, die manchmal sogar nur temporär sind. Wichtig sind zudem vegetationsarme und besonnte Standorte mit lockerem Boden oder Geröll, in dem sie sich ihre Tagesverstecke selbst gräbt. Sie sieht der Erdkröte sehr ähnlich, ist nur kleiner und mehr sandfarben als braun und hat einen gelblichen Längsstreifen auf dem Rücken. Sie ist eine stark gefährdete Amphibienart, deren Lebensräume geschützt und durch regelmäßige Pflegearbeiten erhalten werden sollten.
Im Gebiet der Stadt Bad Wildungen konnten die letzten Kreuzkröten im Jahr 1989 beobachtet werden.
Der Laubfrosch ist der seltenste Vertreter unter den Amphibien in Waldeck-Frankenberg. Alle früher bekannten Vorkommen sind bis auf ein isoliertes Vorkommen im unteren Edertal erloschen. An den ehemaligen Kiesbaggerteichen zwischen Mehlen und Giflitz gibt es noch rund 200 Rufer (MEISE, WIMBAUER mündl.). Diese Population ist aber von der nächsten Laubfroschpopulation bei Wabern im Schwalm-Eder-Kreis isoliert. Einmal wurde ein Laubfrosch am ehemaligen Krötenschutzzaun bei Odershausen gefunden. Dabei handelt es sich wohl um ein vagabundierendes Exemplar.
Der Laubfrosch bevorzugt flache besonnte Gewässer ohne Fischbesatz. Für ihn ist eine strukturreiche Vegetation wichtig, in der er klettern kann. Die Fähigkeit zu klettern ist einmalig unter den heimischen Amphibienarten. Der Laubfrosch ist kräftig grün gefärbt mit einem schwarzen Streifen vom Auge bis zur Flanke. Der Laubfrosch ist stark gefährdet. Langfristiges Ziel zum Erhalt der Population muss sein, neue Lebensräume zu schaffen, damit sich der Laubfrosch ausbreiten kann und ein genetischer Austausch mit der Population bei Wabern ermöglicht wird.
Der „Grünfrosch-Komplex“ teilt sich in drei Unterarten, den Teich- bzw. Wasserfrosch, den kleinen Wasserfrosch und den Seefrosch. Diese Arten sind sich so ähnlich, dass man sie nicht immer im Freiland unterscheiden kann. Was die Sache noch schwieriger macht, ist, dass es auch Hybriden, also Kreuzungen zweier Unterarten, geben kann. Grünfrösche sind, wie der Name schon sagt, grasgrün bis blaugrün gefärbt mit mehreren schwarzen Flecken auf der Haut.
Die Männchen rufen aus zwei hellgrauen Schallblasen, die hinter den Mundwinkeln liegen. Besiedelt werden vegetationsreiche Gewässer mit starker Besonnung. Grünfrösche kommen in fast allen größeren Tälern bis zu einer Höhenstufe von 300 m. ü. NN vor. Es gibt viele kleine Populationen, teilweise isoliert voneinander. Jedoch ist ihre Ausbreitungsfähigkeit sehr hoch (SCHWANZ in GEIGER u. a. 1983), deshalb sind kleinere Populationen nicht unbedingt gefährdet. Das untere Edertal ist geschlossen besiedelt. Hier gibt es mehrere hundert Rufer. Wegen der geringen Verbreitung im Landkreis ist der Gesamtbestand trotzdem als gefährdet einzustufen.
Der Grasfrosch ist der häufigste Lurch in Waldeck-Frankenberg und kommt flächendeckend, örtlich sehr häufig, vor. Die einzelnen Individuen haben eine Färbung aus verschiedenen Brauntönen und einen schwarzen Fleck in der Ohrgegend. Der Grasfrosch besiedelt Gewässer aller Art. Gern hält er sich in Feuchtwiesen in unmittelbarer Umgebung seiner Laichgewässer auf. Sogar Fischteiche werden besiedelt, jedoch ist dort die Reproduktionsrate sehr gering, da viele Kaulquappen durch die Fische gefressen werden. Nachdem die Grasfrösche ihre Laichgewässer verlassen haben, kann es vorkommen, dass sie an Land kilometerweit umherstreifen.
Der Grasfrosch ist, trotz seiner Häufigkeit, in Hessen auf der Vorwarnliste. Auch die Bestände gehen in Waldeck-Frankenberg zurück, da viele Feuchtwiesen verschwunden sind. Man sollte dafür sorgen, dass Feuchtwiesen in der Umgebung der Laichgewässer erhalten bleiben.
Die Beobachtungen von Amphibien können unter www.NABU-Waldeck-Frankenberg.de oder unter www.NABU-Naturgucker.de gemeldet werden.
Literatur:
GEIGER, A. u. M. NIEKISCH (1983): Die Lurche und Kriechtiere im nördlichen Rheinland
– Vorläufiger Verbreitungsatlas. Neuss
MAI, H. (1989): Amphibien und Reptilien im Landkreis Waldeck-Frankenberg – Verbreitung
und Schutz. Korbach.
STICHMANN, W., STICHMANN-MARNY, U. u. E. KRETZSCHMAR (1996): Der große Kosmos Naturführer – Tiere und Pflanzen. Stuttgart
Anschrift des Verfassers:
Michael Wimbauer, Löhlbacher Straße 1, 34537 Bad Wildungen
Michael-Wimbauer@NABU-Waldeck-Frankenberg.de
Ausgewählte Bilder verschiedener Amphibien können Sie sich in unserer Bildergalerie anschauen.