Ornithologie/Vogelkunde

In der Stadt Bad Wildungen wird seit Jahrzehnten die Ornithologie groß geschrieben. Seitdem 1974 der erste Band der Vogelkundlichen Hefte Edertal erschienen ist und damit verbunden Vogelbeobachtungen gesammelt werden, waren Beobachter aus Bad Wildungen und angrenzender Gemeinden immer sehr aktiv. In der Zeit wurden tausende ornithologische Beobachtungsdaten gesammelt, die teilweise auch Rückschlüsse über Bestandsentwicklungen mancher Arten über die Jahre zulassen. So ist der Bestandrückgang des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus) im Stadtgebiet von Bad Wildungen dokumentiert: Während 1983 noch 15 Brutpaare erfasst wurden, konnten 1991 nur noch 6 Brutpaare festgestellt werden (KUHNHENNE in ENDERLEIN et al. 1993). Im Jahr 2013 wurden lediglich 3 Reviere nachgewiesen (BECKER et al. 2014).


Neben der Erfassung von Bruten und Revieren vieler Vogelarten, wurde auch immer der Vogelzug mitverfolgt. So dokumentierte und veröffentlichte Falko EMDE zwischen der Herbstzugsaison 1979 bis zur Herbstzugsaison 1996 fast jährlich seine Ergebnisse von gezielten Zugplanbeobachtungen, also die Erfassung von durchziehenden Vögeln, in den Vogelkundlichen Heften. Auch heute werden noch Zugplanbeobachtungen durchgeführt, allerdings nicht mehr in der Intensität, wie Falko EMDE dies einst betrieb.


Auch die wissenschaftliche Vogelberingung wird seit Jahrzehnten in der Stadt praktiziert. In dieser Zeit wurden mehrere tausend Vögel mit Ringen des Instituts für Vogelforschung – Vogelwarte Helgoland – markiert. Diese Arbeit lieferte wertvolle Wiederfunde von beringten Vögeln, unter anderem eine Kohlmeise, die in Bad Wildungen beringt und in der ehemaligen UdSSR wiedergefunden wurde oder eine Blaumeise, die in Spanien wiedergefunden wurde (EMDE 1983). Bei der Beringung wird immer eine wissenschaftliche Fragestellung verfolgt, die über die Feldbeobachtung nicht beantwortet werden kann. So werden Nestlinge in Nistkästen beringt, um unter anderem deren Ansiedlungsverhältnisse, Lebensdauer oder Überlebensrate zu erfassen. Es werden Vögel zur Brutzeit beringt, um unter anderem die Rückkehrraten aus den Überwinterungsgebieten festzustellen. Während den Zugzeiten werden Durchzügler markiert, um deren Brut- und Überwinterungsgebiete bzw deren Zugwege zu ermitteln. Im Winter wird an Futterhäusern gefangen, um herauszufinden, wie sich Vögel im Verlauf einer Fütterung verhalten oder ob es sich bei den Meisen um heimische Brutvögel handelt oder um Überwinterer aus Nord- und Osteuropa.


Eduard SCHOOF, Falko EMDE, Bernd HANNOVER und Michael WIMBAUER waren bzw. sind die Beringer aus Bad Wildungen, die sich mit solchen Fragestellungen beschäftigt haben bzw. dies immer noch tun.


Literatur:

BECKER, P., BECKER, S. F., GROSCHE, M., NORMANN, F., PALTINAT.,

SCHNEIDER, H.-G. u. M. WIMBAUER (2014): Avifaunistischer Sammelbericht für

den Landkreis Waldeck-Frankenberg über den Zeitraum August 2012 bis Juli 2013.

Vogelkundl. Hefte Edertal 40, 115 – 213.

EMDE, F. (1983): Ringfundberichte für die Jahre 1978 bis 1982. Vogelkundl. Hefte Edertal

9, 136 – 142.

ENDERLEIN, R., LÜBCKE, W. u. M. SCHÄFER (1993): Vogelwelt zwischen Eder und

Diemel – Avifauna des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Korbach